GISELA JAGER Laucha. Während draußen der Wind fauchte, wurde es Sonntagnachmittag im Pfarrhaus Laucha anheimelnd und gemütlich mit einem Hauch Mystik. Der Gemeinderaum war in gedämpftes Licht von Kerzen und Teelichtern getaucht. Die fast 50 großen und kleinen Gäste bildeten einen Kreis um diese märchenhafte Szenerie, zu der auch Herbstlaubranken und Trockenblumenschmuck gehörten. Der Förderverein Eifert-Orgel Laucha e.V. hatte zu dieser Benefizveran-staltung zugunsten der Reparatur der Orgel in der Kirche mit der Märchen-erzählerin Brigitte Piwodda unter dem Thema ‚Märchen vom Erlösen und Erlöstwerden' eingeladen. Und Birgit Weise, stellvertretende Vereins-vorsitzende, konnte dazu auch Gäste aus Nachbarorten begrüßen. Nachdem alle Platz gefunden hatten, schlug die Märchenerzählerin eine metallene Klang-schale an, um mit 'Es war einmal. . .' das erste Märchen vorzutragen. Das symbolträchtige Märchen von der Vereinigung von Märchen und Wahrheit offenbarte mit seinem tieferen Sinngehalt den Bezug zum täglichen Leben und dem Umgang der Menschen mit der Wahrheit. Die ersten kurzen Märchen waren zunächst für die Kinder ausgewählt, die mucksmäuschenstill wurden und sich von der freien und ausdrucksvollen Erzählweise Brigitte Piwoddas verzaubern ließen. Nicht anders erging es aber auch den Erwachsenen und den Ältesten in der Runde. Im Mittelpunkt der ersten beiden Märchen, dem 'Märchen von der weißen Taube' und 'Die Bienenkönigin', standen männliche Helden, die vom Zauberbann erlösten und Prüfungen bestanden, obwohl sie zuvor als Dummlinge gescholten worden waren. Im norwegischen Märchen 'Zottelhaube' aber war eine zunächst hässliche Königstochter die Heldin, deren Einsatz für das Gute mit einem Wandel zur Schönheit entlohnt wurde. Für Frau Piwodda, die in Nordrhein-Westfalen wohnt, aber ihre Wurzeln in hiesigen Regionen hat und vor zwei Jahren erstmals mit einer Märchenstunde in Kirchscheidungen zu Gast war, ist die Sprache der Märchen die Sprache der Träume, die jeder etwas anders versteht, daraus Erkenntnisse, Lehren und Gleichnisse zieht. Jeweils zum nächsten Märchen leiteten Motje Wolf (Geige) und Gerhard Nötzel (Klavier) musikalisch passend und einfühlsam über. Sie verschafften der Erzählerin damit nötige Konzentrations- und Atempausen, denn Frau Piwoddas Märchenstunde ist durch freie Sprache ohne das Märchenbuch in der Hand nicht nur ein ganz besonderes Erlebnis, sondern für sie auch anstrengend. Während sich die kleineren Kinder nach einer Weile in die Spielstube begaben, stieg bei den Größeren und Erwachsenen die Spannung auf die nächsten Geschichten, so die weniger bekannten Grimmschen Märchen 'Die Kristallkugel' und 'Die Alte im Wald'. Mit Märchen aus China und Osterreich sowie vom Volk der Sinti und Roma spannte Frau Piwodda den Bogen hin zur internationalen Ebene. Am Ende der Märchenstunde dankten ihr die aufmerksamen Zuhörer dann mit viel Beifall. Unstrut-Bote November 2002 | |
Märchen aus aller Welt Haltern (hei) - Märchen aus der ganzen Welt präsentierte Donnerstag Brigitte Piwodda im Josefshaus. Sie kam auf Einladung der kfd St. Sixtus. Rund 45 Frauen erlebten einen faszinierenden und besinnlichen Abend. Die Märchenerzählerin nahm ihre Zuhörer mit in ferne Länder, bereiste mit ihnen u.a. Litauen, Frankreich, China und Deutschland. Während es im ersten Teil um Lebenswahrheiten und -weisheiten ging, stellte Brigitte Piwodda danach Märchen in den Vordergrund, die Schicksale von Mädchen und Frauen behandeln, so etwa „Der süße Brei“ und „Sterntaler“ von den Gebrüdern Grimm. Den unterhaltsamen Abend ließ die Märchenerzählerin mit Schalk- und Scherzmärchen ausklingen. Für den musikalischen Rahmen Sorge Claudia Dickgießer am Cello. Der Märchenabend kam so gut an, dass schon eine Wiederholung geplant ist. Brigitte Piwodda hat das Erzählen bei Märchenerzählerin der europäischen Märchenstiftung erlernt. Hier besucht sie demnächst ein Seminar „Märchen vorlesen‘. Ist dieses absolviert, soll eine zweite Märchenstunde folgen. Der Besuch der Veranstaltung im Josefshaus war kostenlos, allerdings wurde um Spenden für das Gotthold-Scheyt-Projekt in Rumänien gebeten. 358 Mark wurden gesammelt. Oktober 2001 | |
Brigitte Piwodda erzählt vom Erlösen und Erlöst werden Barkenberg. Märchen erzählen ist eine Kunst, die man lernen kann, wohl auch lernen muss. Märchenhaft, was dann rauskommt. Zum Beispiel eine Benefiz-Veranstaltung für ein Kinderprojekt in Rumänien. Zum vierten Mal lädt die Wulfenerin Brigitte Piwodda am Samstag, 9. März, zur Märchenstunde für den guten Zweck um 17 Uhr ins Evangelische Gemeindezentrum Talaue in Barkenberg ein. Mit dem Münsteraner Otto Dürschlag erzählt sie Märchen vom Erlösen und Erlöstwerden aus China, Russland und natürlich aus Rumänieti. Der Flötenkreis der Gemeinde gestaltet den Nachmittag musikalisch. Nach ihrer Pensionierung als Lehrerin an der WittenbrinkGrundschule in Wulfen absolvierte Brigitte Piwodda eine regelrechte Ausbildung der Europäischen MärchenGesellschaft in Rheine. 55 Volksmärchen aus aller Welt hat sie sich seither „erarbeitet“ und ist jedes Mal aufs neue fasziniert, „was ein Märchen mit mir macht und mit den Zuhörern“. Viele dieser Geschichten entwickeln ein Eigenleben, liefern präzise Blicke auf menschlich, allzumenschliches und regen zum Nachdenken an. Oft hört sie nach einem Vortrag von Zuhörern: „Wir wussten gar nicht, dass wir Märchen so nötig brauchen.“ In diesem Sinne ist der Benefiz-Nachmittag ausdrücklich keine Märchenstunde für Kinder. Vielmehr sollen sich Jugendliche, Erwachsene undl Kinder ab acht Jahren in die Welt der Geschichten entführen lassen. Ihre Honorare wie auch den Erlös dieses Nachmittags stiftet Brigitte Piwodda der Rekener Rumänien-Initiative von Dr. Gotthold Scheytt. Der gebürtige Marler lebt seit zwei Jahren selbst in Pascani an der Moldau und unterhält inzwischen dreiKinderheime. WAZ 07.03.2002 | |
Gekonnte Entführung in zauberhafte Welt Erzählerin Brigitte Piwodda kam bei Groß und Klein bestens an Kirchscheidungen. Die Tage werden kürzer und kühler, die Abende länger: Die „dunkle Jahreszeit“ hat Einzug gehalten. Es gibt wohl keine andere Jahreszeit, die sich besser als der Herbst eignet, um bei Kerzenschein in warmer Stube Märchen zu erzählen. Die evangelische Kirchengemeinde Kirchscheidungen hatte unter diesem Aspekt zu einer Märchenstunde mit Brigitte Piwodda aus Dorsten in Nordrhein-Westfalen in den Gemeinderaum eingeladen und damit ein gutes Gespür. Mit mehr als 30 Interessierten konnten nämlich die Besuchererwartungen weit übertroffen werden. Erst nach einem Zusammenrücken hatte jeder einen Platz gefunden. Die große Runde um einen Kerzenkreis am Boden, geschmückt mit Wein- und Herbstlaub, Trockensträußen und farbigen Steinen, war um so gemütlicher und besonders anheimelnd. Hinzu kamen gedämpftes Licht von draußen und eingespielte, einfühlsame Panflötenmelodien, die eine fast mystische Atmosphäre zauberten, als Märchenerzählerin Brigitte Piwodda ihre metallene Klangschale leicht anschlug und damit auf das erste Märchen einstimmte. „Es war einmal‚ so fangen alle Märchen an, deren Zauber heute noch Groß und Klein in ihren Bann zieht. Und auch in Kirchscheidungen wurden alle Gekommenen, von der betagten Seniorin bis zum Schulkind, in eine zauberhafte Welt entführt. Diese Altersspannweite war für Brigitte Piwodda eine besondere Herausforderung. Abgestimmt auf das bunt gemischte Publikum hatte die Märchenerzählerin meist kurze Geschichten ausgewählt, die auch von den Kindern verstanden werden konnten. Persische, jüdische, französische und deutsche Märchen bestimmten die erste Stunde vor der gemeinsamen Kaffeetafel. Und mit lustigen Scherzmärchen, kurzen Geschichten, die Situationen des täglichen Lebens mit Witz und Humor auf die Schippe nehmen, klang ein für alle Gekommenen zauberhafter Nachmittag aus. Was ist es, was Märchen noch heute so anziehend macht? Diese Frage konnte sich am Ende nach einigen Erklärungen und den vielfältigen Geschichten jeder selbst beantworten. Frau Piwodda trug die Märchen ohne Buch in freier und ausdrucks starker, nicht auswendig gelernter Erzählweise vor. „Die Sprache der Märchen ist die Sprache der Träume“, so Frau Piwodda. So wie Kinder und Erwachsene Märchen auf ihre eigene Weise verstehen, so werden auch verschiedene Lehren, Erkenntnisse und Ansichten aus dem Gehörten gezogen. Zaubermärchen beinhalten viel Weisheit, die, richtig erkannt, dafür da ist, das tägliche Leben besser zu meistern, meinte die 63-jährige pensionierte Lehrerin. Sie beschäftigt sich seit fünf Jahren mit Märchen und kann immerhin 45 längere und kürzere Geschichten in freier Sprache vortragen. Besonders der Symbolgehalt prägt die Märchen, und wie sich darin Märchen und Wahrheit vereinigen und ergänzen, vermittelte Frau Piwodda mit dem Märchen, in dem die Wahrheit ersr in der Partnerschaft zum Märchen bei den Menschen beliebt wurde. Einige internationale Märchen zeigten Parallelen zu bekannten Grimm‘schen Märchen, erinnerten mit ihrem Gehalt an Weisheiten und Bezügen zum täglichen Leben an Fabeln. Erkennbar war auch ihr noch heute aktueller Bezug zu zwischenmenschlichen Beziehungen aber auch menschlichen Schwächen. Brigitte Piwodda, die Mitglied in der Europäischen Märchengesellschaft ist und sich in Seminaren entsprechend weiterbildet, führte ihre Freude an den Märchen und ihre Liebe zu menschlicher Geselligkeit auf den Weg zur Märchenerzählerin. Die vitale Pensionärin schreibt zunächst die Märchen auf Kärtchen, um sie so zu erlernen und zu verinnerlichen, denn die Märchen müssten „aus der Seele heraus erzählt werden“. Zu den Lesungen in Kirchscheidungen und Laucha, die ähnlich gut besucht war, kam es durch den Kontakt zu ihrer Schwester Gerlind Ermer in Kirchscheidungen. Dort war bei einer Geburtstagsfeier die Idee entstanden, eine öffentliche Märchenstunde zu veranstalten. Unstrut Bote 15.11.2000 | |
Märchen sind alles andere als Kinderkram Brigitte Piwodda aus Wulfen ist leidenschaftliche Erzählerin Spannend, stundenlang kann Brigitte Piwodda über Märchen reden -darüber, daß sie „keinKinderkram“ sind, wie Märchen überliefert wurden und Sinn für Gerechtigkeit vermitteln, wieviel Lebenserfahrung in ihnen steckt. Manchmal aber hält Brigitte Piwodda inne und sagt: „Ich erzähle ihnen ein Märchen.“ Zum Beispiel das Märchen über „Die Wahrheit und das Märchen“. Das geht so: „Die Wahrheit ging durch die Straßen, ganz nackt. Alle Menschen flüchteten vor ihr voller Angst. Eines Tages begegnete die Wahrheit dem Märchen, das geschmückt war mit herrlichen Kleidern. Das Märchen fragte die Wahrheit: ‚Warum bist du so betrübt?‘ Die Wahrheit antwortete: ‚Ich bin alt und betagt. Kein Mensch will mich kennen. ‘‚Auch ich bin sehr alt‘, antwortete das Märchen. ‚Aber je älter ich werde, desto mehr lieben mich die Menschen. Sie lieben es, daß sich jeder ein wenig verkleidet. Ich werde dir meine Kleider borgen, und die Leute werden dich lieben.‘ Die Wahrheit befolgte den Rat und schmückte sich mit den Kleidern des Märchens. Seitdem gehen Wahrheit und Märchen zusammen. Und beide sind bei den Menschen beliebt.“ Ein Märchen über das Märchen. Was könnte typischer sein für Brigitte Piwodda? 35 Märchen gehören zum Repertoire der ehemaligen Grundschullehrerin aus Barkenberg. Sie ist stolzes Mitglied der Europäischen Märchengesellschaft, einem Verein, der sich für die Pflege des Kulturguts Märchen einsetzt und Seminare für Erzähler anbietet. Regelmäßig tritt Brigitte. 1 Piwodda für Dorstener Kirchengemeinen, Schulen und Kindergärten auf. Das Märchenerzählen ist mehr als ein Hobby für die Barkenbergerin, es ist ein Anliegen für sie, eine Berufüng, aber kein Beruf. Vieles rückt sie für ihre Leidenschaft in den Hintergrund. „Was ich gemacht habe, habe ich immer mit großer Begeisterung gemacht“, sagt die ehemalige Lehrerin, die viel lieber über Märchen redet als über sich selbst. Sie möchte „den Wert der Märchen ins rechte Licht rücken“. Deshalb wiederholt Brigitte Piwodda es immer wieder. „Märchen sind kein Kinderkram.“ Erzählt sie, suchen ihre großen, wachen Augen den Kontakt zum Publikum. Brigitte Piwodda redet frei, mit sparsamen Gesten der Hand. Die Erzählerin hat ihre Geschichten so verinnerlicht, daß sie nicht ablesen muß. Sie schaut, um die Reaktionen des Publikums zu sehen, „die Energien zu spüren“, wie sie sagt. Sie will wissen, ob das Märchen durch sie spricht. Sie will wissen, wie die Märchen ihre Zuhörer „berühren“. Das ist das Wort, das Brigitte Piwodda benutzt. „Märchen berühren uns, wenn wir es zulassen. Es entstehen Bilder in unserer Seele.“ Märchen sind „Hilfen, um unser Leben zu bewältigen“, sagt die Erzählerin. „Ihre Botschaft lautet: Hab‘ Mut, hab‘ Vertrauen, geh‘ Deinen eigenen Weg. Sie sind Unterhaltung — und mehr als Unterhaltung. Sie laden zum Hinterfragen ein. Brigitte Piwodda erzählt Märchen auch, um „das Leben besser zu verstehen“. Märchen seien Lebensweisheiten. Und Symbole sind hilfreich, diese Lebensweisheiten zu vermitteln. Zum Beispiel der Wald. Wer in den Wald geht, macht meist eine Entwicklung durch, erzählt Brigitte Piwodda. Oder der Wolf. Er ist das Symbol für das Böse. Der Wolf gibt der Angst einen Namen. Durch die Symbolsprache werde Angstbewältigung erleichtert, so die Erzählerin, die deshalb gerne den Psychoanalytiker Erich Fromm zitiert: „Märchen sind eine Fremdsprache, die jeder von uns lernen sollte.“ Und wem all‘ ihre Argumente nicht einleuchten wollen, dem sagt Brigitte Piwodda, nachdem sie kurz innegehalten hat: „Ich erzähle ihnen ein Märchen.“ WAZ 31.12.1998 |